Eindrücke vom BDEW-Kongress

Der BDEW-Kongress 2022, der vom 1. – 2. Juni in der STATION Berlin stattfand, stand ganz im Zeichen der Beschleunigung der Energiewende. Wie die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW, Kerstin Andreae, in ihrer Eröffnungsrede darlegte, sollte das Motto des diesjährigen Kongresses, „Klima und Energie: Wir!“, Optimismus und Tatkraft ausstrahlen und das, obwohl wir uns aufgrund des Krieges in der Ukraine, des Klimawandels und der Inflation in äußerst schwierigen Zeiten befinden.

Die Energiewirtschaft sieht sie mit der doppelten Aufgabe konfrontiert einerseits Versorgungssicherheit zu gewährleisten und anderseits Veränderung und Transformation voranzubringen. Sie betonte, dass sie die Gesetzesinitiativen der Bundesregierung (Oster-Paket, Wind-an-Land-Gesetz, Festschreibung des überragenden öffentlichen Interesses von Erneuerbaren im EEG) sehr gut finde und auch die Effizienz- und Einsparkampagne voll unterstützt, richtete aber auch einen Wunsch an die Politik: Die Netze müssten ebenso als von überragendem öffentlichem Interesse anerkannt werden, um den nötigen Ausbau zu ermöglichen.


Hochkarätige Gäste

Die Bundesregierung selbst war gleich in dreifacher Ausführung auf dem Kongress vertreten. Olaf Scholz, Volker Wissing und Robert Habeck sprachen alle am 1. Kongresstag. Nach der Rede von Robert Habeck sagte die BDEW-Präsidentin Dr. Marie-Luise Wolff, sichtlich begeistert, dieses Bundeswirtschaftsministerium sei ein „Segen“.

Habeck führte in seinem sehr gehaltvollen und kurzweiligen Beitrag aus, welche Anstrengungen sein Ministerium bisher unternommen hat, um die Abhängigkeit von Russland zur reduzieren und wie er die notwendigen Rahmenbedingungen für die weitere Beschleunigung der Energiewende schaffen möchte. Wichtig seien hier unter anderem Anpassungen am Naturschutzgesetz, die Wasserstoff-Strategie und die Sektorenkopplung. Aber auch die Notwenigkeit, Energie zu sparen, dürfe nicht vergessen werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte die Bedeutung von Gas als Brückentechnologie und machte sich für einen marktgetriebenen Ausbau der Wasserstoff-Technologie stark.

Nachwuchsinitiative

Ein anderes Thema, das auf dem Kongress immer wieder Erwähnung fand, ist der bereits bestehende und sich im Kontext des demographischen Wandels stets verschlimmernde Fachkräftemangel, der die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Der BDEW versucht hier unter anderem im Rahmen der Nachwuchsinitiative aktiv gegenzusteuern:

120 Studierende und Nachwuchskräfte aus verschiedensten Universitäten und Unternehmen hatten beim Kongress zu vergünstigten Konditionen die Gelegenheit, die Branche von innen kennenzulernen und sich sowohl untereinander als auch mit erfahrenen Vertretern und Vertreterinnen der Energiewirtschaft zu vernetzen.

Die Teilnehmenden der Nachwuchsinitiative wurden von BDEW-Chefin Kerstin Andreae persönlich begrüßt und trafen sich im Laufe des Kongresses zu mehreren extra für sie organisierten Gesprächsrunden. In erster Linie hatten sie aber die Chance all die spannenden Diskussionsrunden und Themensessions des Kongresses zu verfolgen.

Diskutiert wurde über die kommunale Wärmeplanung, Fernwärme- und Fernkältestrategien, die enorme Relevanz der Netzinfrastruktur und des Netzausbaus, die Zukunft des grünen Wasserstoffs und die Eignung der existierenden Gasinfrastruktur, E-Mobilität und Verkehrswende, die im Zuge der Digitalisierung immer signifikantere Rolle der IT-Sicherheit und vieles, vieles mehr.

Auffallend war, dass in den Diskussionsrunden wenig gestritten wurde. In Bezug auf die ganz großen Fragen nach Klimaneutralität und Versorgungssicherheit ist es ja naheliegend, dass man sich einig ist. Was die Details angeht, gibt es aber sehr unterschiedliche Vorstellungen in der Branche. Gerade auch diese Uneinigkeiten auszudiskutieren, ist etwas das auf dem Kongress vielleicht ein wenig zu kurz gekommen ist. Andererseits ist es gerade in der derzeit extrem schwierigen Lage, in der sich die Welt befindet, wichtig, zusammenzuhalten und pragmatisch und geschlossen aufzutreten, um die großen Ziele zu erreichen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der BDEW-Kongress eine durch und durch gelungene, außerordentlich spannende und überaus informative Veranstaltung war.